14. Juli 2017, die 195. Folge. Ich notiere Lektüre und Gedanken zu einem Artikel von Armin Nassehi im Anschluss an den G20 Gipfel in Hamburg vor ein paar Tagen. Ich komme nicht viel weiter als zu scharfer Kritik, zu Notizen meines Unverständnisses für einen solchen Artikel. Die Skizze Nassehis “der Linken” ist schlicht falsch, wissenschaftlich, soziologisch, gesellschaftstheoretisch unzulässig, – es ist mir ein krasses Rätsel, wie man so etwas schreiben kann. Als Beitrag, der Meinung provozieren soll, vielleicht. Ein polemischer Text, aber kann das die Absicht sein? Wohl kaum. Es wäre einfach zu unterkomplex.
Lieber Moritz!
Deine Kritik sieht eine Kladde, die im Hintergrund steht, leider nicht!
In allen Argumenten von Armin Nassehi gegen Kapitalismuskritiker und und
versteckt sich die Arroganz eines Systemtheoretikers,
der in allem sagt, dass nur er als intelligenter Systemtheoretiker die
komplexe differenzierte Welt verstehen kann, denn wir würden
in einer Welt leben, in der direkt Initiativen nicht mehr möglich sind,
Armin Nassehi zeigt in seiner Kritik die Grenzen der Systemtheorie auf,
Grenzen die in der Theorie schon bei Luhmann angelegt sind, nicht nur in der
Interpretationen des Herrn Professor.
GL.
Ergänzung
Der Körper, den der Demonstrant als letztes Mittel einsetzt
ist genau der, der auch aus der Kommunikation rausfällt,
die systemtheoretischen das Soziale sein soll.
Körper ist die Einheit von Seele+Geist und kommt nicht nur
kommunikativ vor.
Gewalt ist nicht nur Kommunikation, sondern mit ihr kommt
die Verletzlichkeit dieser Einheit ins Spiel.
Der Mensch als Anthropos, ist das Soziale !
Das Soziale ist nicht ausschließlich kommunikativ.
Die Menschen, die aus der Kommunikation rausfallen
wären sonst nicht mehr Teil des Sozialen, sondern nur noch Teil
der Kommunikation……..das macht einen großen Unterschied!
Dass, das nicht nur hier geschrieben stehen kann, sondern
ungeschrieben unkommuniziert im Sozialen geschieht zeigt
u.a. Gewalt, das Leide, der Schmerz, die Krankheit, der
Tod, Melancholie und Langeweile….und die unzähligen Menschen
die aus der Gesellschaft rausfallen!
Grüße vom
Günter
Stefan Schulz hat diese Folge empfohlen, und ich werde jetzt regelmäßiger reinhören. Tolle Analyse, sehr präzise. Keine Ahnung was Nassehi zu diesem Text gebracht hat, habe ihn mal auf nem Vortrag an der Uni Hamburg gesehen und er erschien mir eigentlich als ziemlich scharfer Geist.
Ich bin auch echt erschütternd, dass mein Lieblingsdozent, bei dem ich gerne in die Vorlesumg gehe, einen solchen Artikel verfasst hat. Aber es passt zu seinem Denken. Man kann das ja auch in seinen Werken lesen wie z. B. “Die Stunde der Wahrheit”.
Ich muss aber auch hier Nassehi ein paar Punkte zu Gute halten. Der Artikel ist eine Katastrophe, unsoziologisch und schlicht falsch, aber betrachtet man das dahinter, sieht man eben genau, worauf er hinaus will. Auf die Strategieunfähigkeit der Linken. Und zwar der linken politischen Partei. Nicht dem Denken an sich. Denn leider gibt es auch in der Partei einige Gegner zum BGE. Z. B. Frau Wagenknecht. Also gibt es hier schon mal keine Einigung. Dazu muss man sagen, dass die Linke sich wirklich nicht klug anstellt und mal für mal vom Kalkül von Merkel und Co. eine verpasst bekommt. G20 und die Ehe für alle sollten hierbei als Beispiel langen.
Stefan Schulz hat das mit Tilo in seinem Aufwachen Podcast durchgesprochen als es um den Parteitag der Linken ging.
Und auch mir ist dein Podcast durch Stefan bekannt geworden. Er klingt vielversprechend. Ich werde jetzt öfters mal reinhören!
btw. die Antwort von ebenfalls einem Dozent von mir bzw. aus dem letzten Semester Dr. Lessenich (Verfechter des BGE!) auf den Zeit Artikel griff an dem Punkt vorbei, auf den Nassehi hinaus wollte, dennoch hat er mit seinen Aussagen als er Kritik übt und die Notwendigkeit von linkem Denken/Politik anspricht, absolut recht.