7. Januar 2017, die siebte Folge von Podlog. Ich hatte heute sehr lange mit Martin telefoniert und eigentlich schon befürchtet, ich hätte mich leergequatscht. Aber dieses tägliche Podcasten ist wirklich ein Phänomen; hatte dann doch noch drei Themen/Sachen zu sagen. Ich notiere, was heute morgen fast ein tweet geworden wäre, antworte auf einen Kommentar von Günther, der einen wichtigen Nachtrag zum Thema Kapitalismus und Krieg liefert, und lese das wunderschöne Zitat von Susan Sontag vor, das Daniela als Nachtrag zu protestantischen Arbeitsethik geschickt hatte. Wenn man es so sagt: ein reicher Tag.
Lieber Moritz!
Zu 01. 07.
Es geht Dir um das Verstehen von Zusammenhängen und auch darum, warum Zusammenhänge so schwer in Worte zu fassen sind, da einem Erzählnetzwerke, semiotische Strukturen, Ideologien usw. dabei verhindern, argumentierst Du.
Zum Hegemonialstreben von Staaten: Es ist etwas naiv demokratischer Staaten, die das wirtschaftliche Interesse ihrer Bürger vertreten als Massstab für das Hegemonialstreben von Staaten anzuführen.
Beispiel – ungenau und aus der Erinnerung zusammengebaut, aber nicht weit ab von nachforschbaren Fakten liegend – Putins Hegemonialstreben wurde ausgelöst bzw. verstärkt durch Äußerungen u.a. des amerikanischen Präsidenten der Russland aus dem G8 Gipfel ausschließen wollte, oder ausschloss, da Russland nur mehr ein wirtschaflicher Zwerg wäre – was über Wirtschaftsfakten damals und noch heute leicht belegt werden kann.
Dass gleichzeitig Amerika eine Institution einrichtet, die den Krieg über Geldwertmanipulationen mit anderen Mitteln fortsetzte und u.a. alles tat damit der Rubel abgewertet wurde und der Zusammenschluss von Russland, China und und zu einer eigenen Geldwerteinheit gehört auch hierher.
Soweit könnte von wirtschaftlichen Faktoren gesprochen werden die dazu führten dass Russland diese agressive Hogemonialstreben vorlegte: Einmarsch in der Krim, “Einmarsch” in Gebieten der Ukraine, sowie verstärktes Engagement in Syrien und und und
Dieser Ausschluss hat den Stolz von Putin, sprich: “der Russen” tief verletzt.
Uns Reflektierenden, die tief in unsem Selbstverständnis von den Taten unserer Väter und Großväter betroffen sind, ist so ein Begriff wie “der Stolz” fremd, wir nehmen ihn nicht ernst und meinen das sei ein Faktor der zu vernachlässigen ist.
Denkste! Stolz ist die Rache an der sich im Faktischen verlierenden Denkweise des aufgeklärten Westens, der alles Kontrafaktische ( Bazon Brock) ablehnt, zurückweist, belächelt und damit zur Zeit ganz schön gegen die Wand fährt.
Hinter dem Stolz steckt das Selbstbewußsein, die Identität von Menschen, die in einer geschichtlich gewachsenen Gemeinschaft zusammenleben.
Z.B.: Schau mal nach welche geschichtlich zentrale Rolle die Krim seid ca. 1866 in Europa und weltweit gespielt hat – dass es ausgerechnet die Krim war, über die Putin dem Westen die Stirn bot ist bezeichnend für die, aus wirtschaftlicher Überheblichkeit erfolgenden geschichtlichen Dummheit des aerik. Präsidenten Russland aufs weltpolitische Abstellgleis schieben zu wollen.
Was Russland jetzt macht und worunter u.a. so viele Menschen in Syrien leiden müssen ist nicht aus kapitalistisches Interesse motiviert, sondern machtstrategische Hegemonialpolitik wie zu Zeiten der Kolonialpolitik, in der sich wirtschaftliche Interessen mit orthopolischer Einflusspolitik vermischten.
Ein Teil der innenpolitischen Auseinandersetzungen in Europa um die Ausländerpolitik kann Russland auch als Ergebnis geschickter weltpolitischer Schachzüge für sich verbuchen.
Gerade die Situation, wo der Kapitalismus sich als Sieger aufspielen wollte zeigt, dass der Kapitalismus weder Sieger noch der wesentlichste Machtfaktor ist.
Die Geschichte und die Kraft des Kontrafaktischen (im Gegensatz zum Postfaktischen – das die Dialektik des Faktischen aufzuösen sucht) sollten wir nicht unterschätzen!
Ich kenne natürlich Slavoj Žižek und habe seine Hauptwerke studiert auch das “Nichts” über Hegel – mich wundert aber immer wie seine Anhänger dessen Stalinverehrung einfach wechstecken als wäre das Popart – Slavoj Žižek glaubt dass Stalin notwendig war, ist! – wie zur Zeit des realen Sozialismus als die vernünftigsten Kommunisten in Bezug auf Stalin alle Augen zudrückten….erklärt mir mal das einer?
Grüße aus den Bergen